Umstellungsosteotomie

Bei der Umstellungsosteotomie (Korrekturosteotomie) handelt es sich um ein operatives Verfahren zur Therapie vorliegender Gelenkschädigungen, um das Gelenk zu entlasten und eine Progression (Voranschreiten) der Schädigung zu reduzieren.

Das Prinzip der Behandlung beruht auf dem operativen Ausgleich der schrägen Beinachse, die unter anderem eine Valgus- ("X-Bein") und Varusstellung ("O-Beine") am Kniegelenk hervorrufen kann und eine dauerhafte Überbelastung der Kniegelenksstrukturen (Kniearthrose) hervorruft.

Ferner kann eine Kniearthrose auch eine Valgus- oder Varusstellung auslösen.

Von einem Genu valgum ("X-Beine") spricht man, wenn am Kniegelenk der mediale (zur Körpermitte gelegene) Winkel größer als die Norm ist. Eine häufige Ursache ist die rheumatoide Arthritis.

Von einem Genu varum ("O-Beine") spricht man, wenn am Kniegelenk der mediale (zur Körpermitte gelegene) Winkel kleiner als die Norm ist. Eine häufige Ursache war vor Etablierung der Vitamin-D-Prophylaxe der frühkindliche Vitamin-D-Mangel (Rachitis).

Kleinere angeborene Fehlstellungen heilen im Laufe des Wachstums meist auch ohne Behandlung aus. Bei größeren Abweichungen ist es wichtig, dass eine Operation rasch erfolgt, so dass eine ungleichmäßige Belastung der beiden Teilgelenke des Kniegelenks verhindert und einem vorzeitigem Verschleiß vorbeugt wird.

Mögliche Instabilitäten des Bandapparates am Kniegelenk sollten bei der Behandlung der Varusdeformität berücksichtigt werden.

Vor der Operation

Da es sich bei dem Verfahren um eine invasive chirurgische Intervention handelt, ist eine optimale Vorbereitung des Patienten notwendig. Hierzu gehört unter anderem die Beachtung der einzunehmenden Medikamente auf Patientenseite, die bei fehlender Absetzung den Eingriff zu riskant werden lassen.

Ein Beispiel für eine solche Medikamentengruppe wären sogenannten Gerinnungshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel, die bei Einnahme die Blutungszeit deutlich verlängern. Das Absetzen solcher Substanzen darf ausschließlich auf ärztliche Anweisung erfolgen.

Aus infektiologischer Sicht ist es als besonders wichtig zu erachten, dass die Liegezeit des Patienten vor der Operation möglichst gering ist, um so das Risiko einer Infektion zu minimieren.

Ablauf der Operation

Zur operativen Versorgung wird zu Beginn des Eingriffes mit Hilfe einer speziellen Säge eine chirurgische Durchtrennung des Knochens vorgenommen, welcher bei den durchgeführten Voruntersuchungen als Ursache der Fehlstellung erkannt wurde.

Um die Stabilität der Knochen und Gelenke zu erhöhen, sollte die Osteotomie an der Metaphyse (Knochenabschnitt, der für das Längenwachstum von Relevanz ist) eines Röhrenknochens erfolgen. Es erfolgt entweder eine Durchtrennung der Tibia (Schienbein) oder des Femurs (Oberschenkelknochen).

Durch die Osteotomie wird es möglich, dem Voranschreiten einer bereits bestehenden Gelenkknorpelabnutzung entgegen zu wirken, indem ein Knochenkeil zur Achsenkorrektur entnommen oder eingefügt wird.

Um eine präzise Achsenkorrektur erreichen zu können, muss das Ausmaß des Knochenkeils präoperativ (vor der Operation) anhand einer Planungsskizze am Röntgenbild exakt bemessen werden.

Nach der Entfernung oder Einfügung des Knochenkeils ist es dann möglich, die einzelnen Knochenteile in korrekter Stellung wieder zusammenzuführen.

Um die Stabilität gewährleisten zu können, werden zur Befestigung der Knochenanteile Klammern, Platten oder Schrauben zur Fixierung eingesetzt.

Nach Korrektur der Achsenfehlstellung erfolgt im Anschluss die Osteosynthese (Verschraubung), um die erreichte Korrektur bis zur knöchernen Heilung zu sichern. Hierbei ist es notwendig zu wissen, dass der Knochenaufbau in mehreren Zwischenstufen mit unterschiedlicher Stabilität erfolgt. Ist dies nicht möglich, so besteht gegebenenfalls die Option, den entstandenen Spalt mit künstlichem Knochenersatz zu füllen.

Nach der Operation

Im Anschluss an den Eingriff erfolgt sofort die kontrollierte Gabe von schmerzlindernden Substanzen. Des Weiteren sollte medikamentös das Risiko für eine Thrombose reduziert werden, um nachfolgende Komplikationen wie eine Lungenembolie zu verhindern.

Nach der Liegezeit im Krankenhaus sollten direkt Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt werden. Allerdings ist zu beachten, dass nach dem Eingriff eine Belastungsreduzierung erfolgen sollte, bevor der Bandapparat und die Muskulatur wieder gestärkt werden können.

Zur Verbesserung der Mobilität sollte die Muskulatur durch ein moderates Training an mögliche Belastungen angepasst werden.